Harri Molkenthin war in Berlin als freier Grafiker tätig und hat mehr als 20 Jahre als Zirkelleiter im künstlerischen Laienschaffen gearbeitet.
Er hinterließ ein überschaubares, in Inhalt, Techniken und Form vielgestaltiges Werk, das seine positive Weltsicht und sein Streben nach Ausgewogenheit, Harmonie und Wahrhaftigkeit zeigt.
Die wenigen erhaltenen frühen Arbeiten stammen aus der Studienzeit von Harri Molkenthin. Seine Diplomarbeit von 1953 – Illusrationen für ein Kinderbuch über den Bau eines Hochseekutters in der Volkswerft Stralsund – ist leider verloren gegangen. Das oben gezeigte Selbstporträt ist aus dem Jahre 1946 - bei den Porträts finden sich weitere frühe Arbeiten.
Die Darstellung des Menschen war für Harri Molkenthin immer vorrangig – sei es im Porträt oder im Figürlichen. Meist sind es Personen aus der Umgebung des Künstlers – Verwandte, Freunde, die
Nachbarn und ihre Kinder – aber auch Erinnerungen an Persönlichkeiten aus der Literatur.
Bemerkenswert die Porträts einiger Professoren der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Ab Anfang der 60er Jahre verfügte Harri Molkenthin über ein kleines Atelier und beschäftigte sich (neben der „Brotarbeit“) mit der Druckgrafik – es entstanden Siebdrucke, Radierungen und er experimentierte mit verschiedenen technischen Anwendungen.
In den 70er und 80er Jahren kamen farbenfrohe Landschaften und Städtebilder hinzu.
Eine Reihe von Arbeiten, die sich in Privatbesitz befinden, wurden nicht aufgenommen.
Harri Molkenthin hat über viele Jahre hinweg Unterricht im Aktzeichnen erteilt, was ihm die Gelegenheit zu vielen Studien gab und ihn dazu anregte, verschiedene Techniken auszuprobieren.
Mit dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit und dem Eintritt in den Vorruhestand begann Harri Molkenthin seine Phantasie auf einem anderen Gebiet auszuprobieren. Etwa zwischen 1991 und 1994 entstanden großformatige Arbeiten in sehr untrschiedlicher Form und Technik, denen man die Freude des Künstlers am spontanen Gestalten ansieht.
Buchillustrationen/Einbandgestaltung
Pressezeichnungen/Schriftgestaltung/Illustrationen
Mappenwerke mit Zeichnungen für FDJ und FDGB
Bühnenbildentwürfe für Laienkabaretts ("Die Ampel", "Die roten Funken" Ende der 195oer Jahre), "Die "Distel" 1971
Gemeinsam mit Heinz Behling Wandbild für die Karl-Neuhof-Polytechnische Oberschule in Glienicke-Nordbahn 1988(?) Nicht mehr vorhanden.
Stefan Holtz, Grafiker und Kupferstecher
Einführende Worte zur Ausstellung „Malerei und Grafiken aus sechs Jahrzehnten“ 2010 in der Kultschule Sewanstraße in Berlin-Lichtenberg (Auszug)
Vor Jahren haben wir uns in Lichtenberg bei einer Ausstellung kennen gelernt und gleich gefachsimpelt.
Bei meinen ersten Begegnungen mit den Arbeiten von Harri Molkenthin zu Hause und hier in der Ausstellung fiel mir auf dass er als Grafiker und Maler gleichermaßen überzeugende ud ausdrucksstarke Kunstwerke geschaffen hat – stille, aber auch kraftvolle und hintergründige Arbeiten, die die Atmosphäre des Augenblicks und das persönliche Erleben widerspiegeln.
Die Porträts, Akte, Landschaften und Städtebilder zeigen den guten Beobachter, Zeichner und Maler.
Einen großen Raum in seinem Schaffen nahm die Grafik ein. Für seine Arbeiten wandte er die Techniken des Holzschnitts, denKupferstich, die ganze Palette der Radierungen, des Sieb- und Steindrucks an. Stolz zeigte er mir ein von ihm erfundenes Verfahren, das dem Steindruck sehr nahe kommt.
Sein Wissen und Können vermittelte er in Kursen und Workshops an interessierte Jugendliche und Erwachsene…
Dr. Lothar Gierke, Direktor des Hauses der jungen Talente
Gratulation zum 6o. Geburtstag von Harri Molkenthin im Februar 1989 (Auszug)
Ich möchte mich ...nochmals bedanken für Ihre engagierte, fleißige und kontinuierliche Arbeit, die Sie nun schon mehr als 25 Jahre im Haus der jungen Talente leisten. Wir schätzen Ihre Zuverlässigkeit ebenso wie die Qualität Ihrer fachlichen Arbeit, die einer inzwischen kaum noch erfaßbaren Zahl Jugendlicher eine anregende Freizeitbetätigung und für nicht wenige Talente auch den Start in das Berufsleben als Künstler ermöglicht hat….
Irene Molkenthin
im Katalog zu einer Gemeinschaftsausstellung in der Galerie der Sozialkasse in Berlin-Lichtenberg 2o16 (Auszug)
Erfahrungen aus drei sozialen Ordnungen haben Harri Molkenthin zu einem gesellschaftlich aufgeschlossenen, aber auch kritischen Zeitgenossen werden lassen.Für eine als richtig angesehene Sache konnte er viel Energie einsetzen. Bei alledem hat er sich eine gesunde Portion Skepsis bewahrt und neue Entwicklungen und andere Meinungen hinterfragt. Humor und Phantasie halfen ihm über Probleme hinweg.
Freunde und Schüler haben ihn als einen offenherzigen Menschen in Erinnerung, der ihr Leben durch die Vermittlung seines Wissens und seines Welt- und Kunstverständnisses bereichert hat.
Die Kollegen in der Sektion Pressezeichner/Karikaturisten im Verband Bildender Künstler schätzten ihn als oft auch streitbaren Diskussionsteilnehmer.
Kulturring Berlin e.V.
Irene Molkenthin und Doz. Dr. habil. Werner Baumgart
Harri Molkenthin: 1929-2009, eine Retrospektive
Original Artikel lesen auf: www.kulturring.berlin